Dezember 2019 ‒ Januar 2020

Pflanze des Monats ‒ Christrose

Helleborus niger L.

Botanischer Name: Helleborus niger L.

Deutsche Namen: Christrose, Schneerose, Weihnachtsrose, Schwarze Nieswurz

Pflanzenfamilie: Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse)

Heimat / Geschichte:
Die Christrose (Helleborus niger L.) wächst in den südlichen und nördlichen Kalkalpen, dem Apennin, dem Nordwestteil des Balkans und steht dort in Bergwäldern bis in 1900 m Höhe oder auf Kalkmagerrasen.

Vor etwa 20.000 Jahren, also nach der letzten Eiszeit, wanderte sie von Südostasien nach Europa ein. Sie ist seit dem 16. Jahrhundert in Kultur, zunächst in Klostergärten. Später gelangte sie in die Bauerngärten.

Der Botaniker Conrad Gessner beschrieb sie 1561.

Der Name Schwarze Nieswurz verweist auf das schwarze Rhizom (Wurzelstock) der Pflanze und auch auf die frühere Verwendung als Niespulver.

Helleborus – ist das griechische Wort für Nieswurz. Der Name Christrose bezieht sich auf die Blütezeit im Winter.

Die Christrose ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und gilt nach der Roten Liste Deutschland als stark gefährdet.

Botanik:
Die Christrose(Helleborus niger L.) ist eine Staude der Gattung Helleborus (Nieswurz) mit etwa 25 Arten und gehört zur Familie der Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse). Sie ist sehr frosthart, immergrün, kann eine Höhe von 30 cm erreichen und 25 Jahre alt werden.

Aus dem schwarzen, kräftigen Wurzelstock (Rhizom), einem Tiefwurzler, wachsen grundständige, langgestielte, ledrige, dunkelgrüne Blätter. Sie sind fußförmig in 7 bis 9 Abschnitte gegliedert. Die einzelnen 5 cm bis 20 cm langen Abschnitte sind umgekehrt lanzettlich und zur Spitze hin gezähnt.

Die rein-weißen, schalenförmigen Blüten stehen einzeln, endständig, etwas nickend am unverzweigten, unbehaarten, rötlich gefärbten Stängel über den Blättern und haben einen Durchmesser von etwa 5 cm bis 12 cm.

Auffallend sind die 5 weißen, eiförmigen Blüten-hüllblätter. Die eigentlichen Kronblätter sind zu gelbgrünen, tütenförmigen Nektarblättern umgebildet. Sie sondern reichlich zart duftenden Nektar ab.

Die zahlreichen gelben Staubblätter sind in der Blüten-mitte spiralig angeordnet. Aus den drei bis acht an der Basis verwachsenen Fruchtblättern entwickeln sich die sogenannten Balgfrüchte mit zahlreichen Samen im Frühsommer.

Die Samen haben fettreiche Anhängsel (Elaiosom) und werden hauptsächlich durch Ameisen verbreitet.

Befruchtet wird die Christrose durch Hummeln und Bienen. Aufgrund der Blütezeit in den Wintermonaten von November bis etwa März ist die Fremdbestäubung nicht immer gesichert. Es ist aber auch Selbstbestäubung möglich.

Alle Pflanzenteile sind sehr stark giftig, besonders der Wurzelstock.

Anfällig ist die Christrose für Schnecken, Blattläuse und Schwarzfäule.

Standort/Pflege/Verwendung:
Die Christrose (Helleborus niger L.) ist eine beliebte, langlebige Garten- und Topfpflanze mit langer Tradition.

Ihr Platz im Garten sollte halbschattig, windgeschützt, in kalkhaltiger, humoser Erde sein. Im Winter steht sie gerne feucht, im Sommer trocken. Dann entwickelt sie sich im Laufe der Zeit zu großen, reichblühenden Horsten. Empfindlich reagiert sie allerdings auf nicht passende Standortbedingungen. Dann geht sie ein und verschwindet.

Die Christrose galt früher als heilig, da sie zur Weihnachtszeit blüht. Man benutzte sie aber als Orakel auch schon in der Antike und schrieb ihr ebenfalls die Kraft zu, böse Geister zu vertreiben.

In der Volksmedizin wurde sie gegen viele Leiden eingesetzt. Auch als Niespulver sollte sie von Krankheiten befreien. Da sie aber u.a. starke Herzgifte enthält, sind die Vergiftungssymptome u.a. Schwindel, Durchfall, Atemnot, Kollaps, Tod.

Der Pflanzensaft kann beim gärtnerischen Umgang Hautreizungen hervorrufen. Einzig in der Homöopathie verwendet man die Pflanzenteile heute noch.

Die Christrose gilt als die Königin der winterblühenden Stauden. Auch die immergrünen Blätter sorgen für eine ganzjährige Attraktivität. Sie sind ideale Bodendecker und Lückenfüller im Garten.

Viele Lyriker beschäftigten sich mit der faszinierenden Blume, die im tiefen Winter blüht, z.B. Eduard Mörike:

Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne;
Dir wäre tödlich andrer Blumen Wonne.
Doch kindlich zierst du, um die Weihnachtszeit,
Lichtgrün mit einem Hauch dein weißes Kleid.
Der Elfe, der in mitternächtger Stunde
Zum Tanze geht im lichterhellen Grunde,
Vor deiner mystischen Glorie steht er scheu
Neugierig still von fern und huscht vorbei.

Eduard Mörike (1804 – 1875)
Auszug aus: Auf eine Christblume

Quellenangaben:
Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei ,Band 1, Paul Parey in Berlin u. Hamburg,1958

Jelitto, Schacht, Fessler: Die Freiland-Schmuckstauden, Band 1, Eugen Ulmer, Stuttgart, 1990

Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte, Nikol-Verlagsgesellschaft, Hamburg, 1994

Botanisches Institut Bonn: Dumont’s Große Pflanzenenzyklopädie, Band 1, Dumont, Köln, 1998

Text: Detlef Klussmann 11/04 / Barbara Lawatsch 10/17, 11/19
Fotos: Prof. Dr. Manfred Brusten / Dirk Derhof

Weiterführende Links:
Wikipedia (de.wikipedia.org)
Hauenstein Pflanzenportrait (www.hauenstein-rafz.ch)
Giftpflanzen (www.gifte.de)