Pflanze des Monats März 2009 – Kleines Schneeglöckchen
Botanischer Name: Galanthus nivalis L.
Deutsche Namen: Kleines Schneeglöckchen,
Lichtmessglöckchen
Pflanzenfamilie: Amaryllidaceae (Narzissengewächse)
Heimat / Geschichte:
Das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis L.) ist in Mittel – und Südeuropa bis Westasien in feuchten Laubwäldern beheimatet. Es hat das größte Verbreitungsgebiet aller Schneeglöckchen. In den Gärten und als Gartenflüchtling in Parkanlagen und auf Friedhöfen hat es sich verwildernd gut ausgebreitet. Wildwachsend ist es selten und steht deshalb unter Artenschutz. Da die Vermehrung einfach ist, wird es schon seit etwa 500 Jahren in unseren Gärten kultiviert.
In mittelalterlichen Kräuterbüchern findet man jedoch keine Hinweise auf die heilkundliche Anwendung des Schneeglöckchens. Im Kaukasus dagegen wurde die Zwiebel in der Volksheilkunde schon lange z.B. gegen Alterserscheinungen und Gedächtnisschwäche verwendet. Neuerdings erfährt das Schneeglöckchen in der Alzheimerforschung Beachtung.
Besonders beliebt ist es bis heute in England. Es wird als Symbol der Reinheit und Hoffnung angesehen.
Der Name Galanthus nivalis L. leitet sich von den griechischen Wörtern gala = Milch und anthos = Blüte ab. Das lateinische Wort nivalis bedeutet = beschneit, schneeweiß.
Nicht nur die Farbe, auch die Blütezeit und Blütenform gaben der Pflanze ihren Namen.
Botanik:
Das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis L.) gehört zur Familie der Amaryllidaceae(Narzissengewächse) und als eine von etwa 19 Arten zu der wahrscheinlich noch jungen Gattung Galanthus. Das Schneeglöckchen ist ein winterhartes Zwiebelgewächs. Die kugeligen, 1 cm – 2 cm im Durchmesser dicken Zwiebeln befinden sich dicht unter der Erdoberfläche. Im Vorfrühling ab Februar, sobald der Frost nachlässt, treiben die Schneeglöckchen schmale, lanzettliche, blaugrüne Blätter mit einer Längsrinne aus. Die fleischigen Blätter werden bei einer Breite von 6 mm – 9 mm etwa 25 cm lang.
Jede Zwiebel entwickelt in der Regel zwei scheidig umhüllte grundständige Blätter, deren Adern parallel verlaufen.
Da die jungen Triebe etwas Wärme abgeben, schmilzt der Schnee in direkter Umgebung der Pflanze. Mit der etwa 2,5 cm breiten, einzigen Blüte, die sich über die beiden Blätter am Stengel erhebt, kann sie bis 20 cm hoch werden.
Schon ausgetriebenen Schneeglöckchen schadet ein erneuter Frosteinbruch nicht. Das honigsüß duftende Schneeglöckchen blüht von Februar bis März und ist für Insekten ein wichtiger Frühblüher. Die Blüten stehen nickend am Stengel, daher auch der Name: Glöckchen. Darüber befindet sich eine verwachsene, weißhäutige, durchscheinende Hochblattscheide, die zunächst die zarte Knospe schützt. Die Blüte setzt sich u.a. aus 6 Blütenblättern zusammen. Die 3 inneren verkehrt – eirunden neigen sich krönchenartig zusammen und haben jeweils am unteren ausgerandeten Rand einen grünen V – förmigen Fleck. Die äußeren weißen, eirund – länglichen bis 2 cm langen und 1cm breiten Blätter spreizen sich doppelt so lang wie die inneren darüber. Um den Griffel mit kleiner Narbe stehen 6 Staubblätter spitzkegelförmig zusammen. Sie verstreuen den Blütenstaub schon bei leichter Berührung. Aus dem kugeligen, grünen, etwa 4 mm breiten und etwa 1 cm langen Fruchtknoten entwickelt sich die Samenkapsel. Die Samen reifen von Anfang April bis Mai und werden von Ameisen verschleppt und so verbreitet, da sie süßliche, eiweißhaltige, gekrümmte Anhängsel (Elaiosom) besitzen.
Die Hauptwachstumszeit des Schneeglöckchens ist vorbei, wenn die Bäume ihre Blätter im Frühjahr entwickeln.
An warmen, trockenen Märztagen kann das Schneeglöckchen auch rasch verblühen. Durch Photosynthese in den grünen Blättern bilden sich Kohlenhydrate, die in den Zwiebeln eingelagert werden. Diese Speicherorgane entwickeln dann Brutzwiebeln und die nächste Frühjahrsblüte. Deshalb dürfen die Blätter nicht abgeschnitten werden. Sie vergilben beinahe unauffällig und ziehen ein. Im Sommer ruhen die Zwiebeln in der Erde. Es ist für die Narzissenfliege und den Grauschimmel anfällig. Alle Pflanzenteile des Schneeglöckchens und besonders die Zwiebeln sind giftig.
Standort / Pflege:
Das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis L.), eine pflegeleichte Pflanze, eignet sich zum Verwildern unter laubabwerfenden Bäumen, Sträuchern und Hecken.
Dort hat es einen ungestörten Lebensbereich während der Vegetationsphase und der Ruhepause im Sommer. Es ist keine Beetpflanze. Efeu (Hedera helix L.), s. Pflanze des Monats November 2008, ist z.B. ein idealer Bodendecker für Schneeglöckchen während der Ruhezeit.
Sie lieben durchlässigen, nährstoffreichen Kalkboden und einen lichten, sonnigen Standort. Während der Wachstumsphase benötigt es Feuchtigkeit. Ebenfalls als Vorfrühlingsbote ist der Winterling (Eranthis hyemalis (L.) Salisb),
s. Pflanze des Monats Februar 2005, eine passende Begleitung für das Schneeglöckchen. Gefällig sieht es aus, wenn das Schneeglöckchen gruppenweise in Horsten steht und die weißen Blüten so leuchtend zur Geltung kommen.
Vermehrt wird gleich nach der Blütezeit durch Teilung der Büschel und durch Zuwachs an Brutzwiebeln.
So sehr wir uns nach der dunklen Jahreszeit über das Schneeglöckchen freuen, es ist giftig. Hunde, Katzen und z.B. Kaninchen haben nach dem Verzehr Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit und Erbechen. Bei Menschen, vor allem bei Kindern, treten ebenfalls nach dem Verzehr Magen – und Darmbeschwerden auf. Der Kontakt mit den Zwiebeln kann zu Hautreizungen führen. Unter anderem sind die Pflanzenalkaloide Galanthamin und Lycorin die Ursache für die Vergiftungen.
Heute weiß man, dass der Wirkstoff Galanthamin in der Lage ist, die Folgen der Alzheimerkrankheit zu lindern. Inzwischen kann man das Galanthamin auch synthetisch herstellen. Heilwirkungsfolge sind u.a. ebenfalls bei Gedächtnisstörungen, Kinderlähmung, Trigerminusneuralgien nachgewiesen.
Neben den bahnbrechenden Erkenntnissen über die Verwendung des Schneeglöckchens in der Medizin ist aber auch eine andere Feststellung bedeutsam:
Wenn das Schneeglöckchen blüht, ist der Winter vorbei.
Das Schneeglöckchen
Der Frühling will kommen,
der Winter ist aus.
Schneeglöckchen läuten:
Heraus heraus!
Georg Scheuerlin ( 1802-1872)
Text: Barbara Lawatsch 02/ 09
Foto: Prof. Dr. Manfred Brusten
Quellenangabe:
Encke, Fritz: Pareys Blumengärtnerei, Band 1, Paul Parey in Berlin und Hamburg, 1958
Ulmers Pflanzenmagazin:Gartenpraxis 1/ 1976, Gartenpraxis 1/ 1990, Eugen Ulmer, Stuttgart
http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/schneeglöckchen.htm
http://www.heilkraeuter.de/lexikon/schneeglöckchen.htm
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http://www.botanicus.de/Gift/schneeglöckchen.html
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